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Wir trennen uns! Was bedeutet dies für unsere Kinder?

„Rebekka und Sascha Meier sind sich fremd geworden. Seit Monaten haben sie sich nichts mehr zu sagen und wenn, dann streiten sie sich. Gestern ist Sascha endgültig der Kragen geplatzt. Er hat seine Koffer gepackt und ist zu seiner Schwester gezogen.

Was soll Rebekka den Kinder sagen? Sie haben den Streit bestimmt mitbekommen. Ob sie wissen, dass ihr Papa gegangen ist?“

Welche ersten Schritte sind wichtig bei einer Trennung?

Den Schock der Trennung können Sie als Eltern ihren Kindern nicht ersparen. Auch wenn es Sie in Ihrer momentanen Situation nicht tröstet – in der Schweiz wird jede dritte Ehe geschieden. Betroffen davon sind rund 12‘000 – 15‘000 Kinder pro Jahr.

Mit der Trennung werden viele Veränderungen auf Sie und Ihre Kinder zukommen.
Spüren Ihre Kinder, dass Sie als Eltern weiterhin für sie da sind, werden sie mit grosser Wahrscheinlichkeit keinen Schaden nehmen.
Seit dem Jahr 2014 gilt in der Schweiz das gemeinsame Sorgerecht – auch für nicht verheiratete Paare. Das gemeinsame Sorgerecht bietet Ihnen als Eltern die Chance, sich trotz der Trennung gemeinsam um Ihre Kinder zu kümmern.

Wann sagen Sie es Ihren Kindern?

Erholen Sie sich zuerst von Ihrer emotionalen Erschütterung, bevor Sie Ihren Kindern die Trennung mitteilen. Lassen Sie ihre Kinder jedoch nicht länger als zwei Wochen im Ungewissen. Ihre eigenen Verletzungen sollten Sie hintenanstellen können. Achten Sie deshalb darauf, dass sie in einer guten emotionalen Verfassung sind, wenn Sie mit den Kindern sprechen. Wenn immer möglich, sprechen Sie – Mutter und Vater – gemeinsam mit den Kindern. Ist dies nicht möglich, treffen Sie Absprachen, was den Kindern gesagt wird. Es ist wichtig, dass Sie eine Vorstellung darüber haben, wie es weitergehen wird.

Klären Sie als Eltern, vor dem Gespräch mit Ihren Kindern, folgende Fragen:

  • Wie sieht die Betreuungssituation für Ihre Kinder aus?
  • Wie viel Zeit verbringt jeder Elternteil mit den Kindern? Wie lange werden die Kinder den getrennt lebenden Elternteil nicht sehen?
  • Werden die Kinder umziehen müssen?
  • Wie lange ist der Reiseweg zum andern Elternteil?
  • Werden sich die Schulsituation und die Nachbarschaft für die Kinder verändern?
  • Können die Kinder ihre Schulkameraden und Freunde nach wie vor sehen?
  • Wer kümmert sich um die Hobbys der Kinder? Wer verbringt mit ihnen die Freizeit?

Berücksichtigen Sie das Alter und den Entwicklungsstand Ihrer Kinder

Ein Kleinkind versteht nicht, was eine Trennung ist. Kinder lieben ihre Eltern bedingungslos und stellen die Liebe ihrer Eltern nicht in Frage. Sie können nicht zwischen ihrer Liebe zu den Eltern und der Liebe zwischen den Eltern als Paar unterscheiden. Deshalb werden sie nicht verstehen, wenn Sie ihnen sagen: „Mama und Papa lieben sich nicht mehr.“ Erst mit dem Beginn der Pubertät wird ein differenziertes Verstehen über unterschiedliche Beziehungen möglich.

Trotzdem ist es wichtig, offen über die Trennung und die Veränderungen zu sprechen. Wenn der Papa nicht mehr täglich mit dem Kleinkind spielt oder es zu Bett bringt, wird diese Veränderung spürbar sein.

Wie sagen Sie es Ihren Kindern?

  • Konzentrieren Sie sich im Gespräch auf die Veränderungen, welche durch die Trennung auf Ihre Kinder zukommen.
  • Sagen Sie Ihren Kindern so konkret als möglich, wie es weiter gehen wird.
  • Gehen Sie auf die Fragen Ihrer Kinder ein.
  • Nehmen Sie sich Zeit.
  • Spenden Sie den Kindern Trost.
  • Fordern Sie Ihre Kinder auf, ihre Ängste auszusprechen.
  • Zeigen Sie Verständnis.
  • Machen Sie keine Versprechen, die Sie nicht halten können.
  • Achten Sie darauf, dass die Kinder nach dem Gespräch nicht alleine sind. Zumindest sollte ein Elternteil in der Nähe sein.

Der Entwicklungsstand und das Bindungsverhalten sind massgebend dafür, wie Kinder auf die Trennung der Eltern reagieren. Die Trennung hat je nach Alter der Kinder eine andere Bedeutung.

Die Bedeutung für Kleinkinder

Für Kleinkinder ist es das Wichtigste, eine konstante und fürsorgliche Betreuung von seiner hauptsächlichen Bezugsperson zu bekommen. In der Regel ist dies in den ersten Lebensjahren die Mutter. Die psychischen und körperlichen Bedürfnisse müssen ausreichend von ihr befriedigt werden. Verlässt der Vater eines Kleinkindes die Familie, leidet das Kind nicht zwangsläufig darunter. Es vermisst weniger den Vater per se, als die Zuwendungen, die es von ihm bekommen hat.

Die Bedeutung für Schulkinder

Schulkinder verkraften Trennungen schlechter als Kleinkinder. Ihr Bindungsverhalten ist bereits festgelegt. Der abwesende Elternteil wird als Verlust empfunden.

Schulkinder verstehen die wahren Beweggründe des Elternkonflikts noch nicht. Vielmehr suchen sie die Gründe bei sich. Es können Schuldgefühle entstehen.

Die Bedeutung für Jugendliche

Die Pubertät ist auf eine gewisse Weise eine zweite soziale Geburt. Mit der pubertären Ablösung von den Eltern gehen Jugendliche auf eine körperliche Distanz. Sie sind weniger an gemeinsamen Gesprächen und an gemeinsamen Aktivitäten interessiert. Emotionalen Halt suchen sie vermehrt bei Gleichaltrigen.
Fällt die Ablösung von den Eltern mit dem Scheitern der Beziehung der Eltern zusammen, vermischen sich Scheidungs- und Pubertätssymptome.
Wenn Sie als Eltern Ihre Trennung in einer authentischen und glaubwürdigen Weise bewältigen, kann sie für Jugendliche zu einer wertvollen Erfahrung werden. Sie lernen darin, wie man eine schwierige Lebenssituation meistern kann.

Wie Sie es als Eltern schaffen, dass es Ihren Kindern trotz der Trennung gut geht, erfahren Sie im 2. Teil von „Wir trennen uns! Was bedeutet dies für unsere Kinder

Heidi Henz
Sozialpädagogische Familienarbeit
Stiftung Wäsmeli

Veröffentlicht am

08 August, 2019

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